Ich habe weder Informatik noch Wirtschaftsinformatik studiert, sondern BWL. Ich war nicht gut in Mathe, ich mag keine Statistik und Buchhaltung und kann nicht wirklich programmieren. Trotzdem behaupte ich: Ich bin datenkompetent.
Ohne Excel wäre meine eigene Datenkarriere nie gestartet. Im Controlling habe ich sehr ausgiebig Excel benutzt. Das war für mich der Einstieg in die Datenkompetenz. Doch Achtung, nur weil ich Controllerin war und Excel an seine Grenzen bringen kann, war ich noch lange nicht datenkompetent.
In meinem ersten Job erhielt ich glücklicherweise Einblicke, wie die Daten, die ich nutzte, zustande kamen. Wie wertvoll diese Erfahrungen waren, wurde mir erst in meinem nächsten Job bewusst:
Ich hatte Unstimmigkeiten in meinen Zahlen entdeckt und war nicht in der Lage, die Ursache herauszufinden, geschweige denn den Fehler zu beheben. Das ist ein schreckliches Gefühl und hat mich letztendlich dazu veranlasst, das klassische Controlling zu verlassen.
In der Arbeit mit Datenbanken, automatisierten Datenprozessen und interaktivem Reporting habe ich meine Berufung gefunden. Mit dem Willen und dem Mut es besser zu machen, lernte ich neue Wege und leistungsstarke Tools kennen. Ein schöner Nebeneffekt war, dass ich datenkompetent wurde.
Was ist eigentlich Datenkompetenz?
Kurz und knapp gesagt ist Datenkompetenz der sichere und effiziente Umgang mit Daten. Es geht darum, zu verstehen, wie Daten automatisch verarbeitet und in aussagekräftige Zahlen und Informationen verwandelt werden können.
Du bist datenkompetent, wenn du diesen Prozess verstehen oder sogar gestalten kannst. Dieser Prozess beginnt bei der Datenentstehung und hört frühestens bei der Verwendung der Daten bei internen oder externen KundInnen auf.
Data Literacy = Datenkompetenz
Datenkompetenz ist ein noch frischer Begriff, vor allem im deutschsprachigen Raum. Data Literacy ist die englische Bezeichnung. Wörtlich übersetzt bedeutet Literacy “Alphabetisierung”. Datenkompetenz umfasst in erster Linie die Skills, die du brauchst, um dich in der Datenwelt zurecht zu finden. Die Data Literacy enthält verschiedene Schwerpunkte.
Inhalte der Datenkompetenz
In einem Bild dargestellt, ähnelt die Datenwelt und damit auch das Ausmaß der Datenkompetenz einem Eisberg. Wichtige Elemente, wie die Datenaufbereitung, der Anspruch auf Datenqualität und die “IT-Infrastruktur” liegen tief unter der Meeresoberfläche verborgen.
Hand aufs Herz: Bist du dir dem unsichtbaren Teil des Eisberges bewusst? Gibt es bei dir nur Datenerfassung, manuelle Datenanalyse und etwas Download-Copy-Paste-Reporting, das per Mail verschickt wird?
Ein Unternehmen und seine Mitarbeitenden sind datenkompetent, wenn sie gemeinsam die Herausforderungen und Aufgaben ihrer Datenwelt im Unternehmen lösen und weiterentwickeln können. Dazu gehören:
Aufgaben im Rahmen der Datenkompetenz
Aufgaben | Beschreibung | |
|---|---|---|
1. Datenerfassung standardisieren | Shit in – Shit out. Bereits wenn Daten entstehen, können wir einiges richtig machen. | |
2. Datenquellen aktivieren | Daten aus verschiedenen Systemen werden bereitgestellt und müssen angebunden werden. | |
3. Datenbanken aufbauen | Daten aus verschiedenen Systemen werden bereitgestellt und müssen angebunden werden. | |
4. Dateninhalte verstehen | Mit welchen Daten haben wir eigentlich zu tun? Was können wir aus den Daten für die Fachbereiche rausholen? | |
5. Datenqualität sicherstellen | Können wir die Daten guten Gewissens verwenden? Was müssen wir korrigieren? | |
6. Datenprozesse und Datenaufbereitung etablieren | Schritt für Schritt werden Daten angebunden, bereinigt, angereichert und nutzbar gemacht. Das ist viel Arbeit, steigert aber die Effizienz. | |
7. Datenanalysen und andere Datenprodukte anbieten | Ein großes Spielfeld, um aus Daten einen Überblick, Wissen und ungeahnte Erkenntnisse heraus zu kitzelnherauszukitzeln. (Ad-hoc Analysen, Reportings, Dashboards) | |
8. Dateninterpretation und Datenkommunikation beherrschen | Das richtig angewendete Endergebnis, steigert es den Unternehmenswert durch schnelle und datenbasierte Entscheidungsfindung. | |
9. Datenstrategie festlegen | Wird zur Krönung noch eine allumfassende Datenstrategie festgelegt werden alle Elemente der Datenkompetenz in Einklang gebracht und verwendbar gemacht. | |
Warum ist Datenkompetenz wichtig?
Sie macht dich fit für die Zukunft. Der Fachkräftemangel in IT und Datenanalyse wird dazu führen, dass sich “fachfremde” Personen in den Unternehmen mit Datenmanagement beschäftigen müssen. Sie wird eine Grundkompetenz wie die soziale Kompetenz werden. Damit ist es nie zu spät oder gar zu früh, die eigene Datenkompetenz weiterzuentwickeln.
Datenkompetenz = Zukunftskompetenz
Die Datenkompetenz ist eine Kompetenz der Zukunft. Von Medienkompetenz, digitaler Kompetenz oder Informationskompetenz haben wir alle schon einmal gehört. Das besondere an diesen neuen Kompetenzen ist, dass wir sie nicht von heute auf morgen erlangen können.
Die Datenwelt, ihre Inhalte, die Technik und Methoden sind immer im Wandel. Altbackene Aufgaben und routinierte Fähigkeiten, wie Daten manuell von A nach B zu kopieren, werden (hoffentlich) wegfallen. Es wachsen neue Felder der Datenkompetenz. Es werden viele neue Herausforderungen und Aufgaben im Datenumfeld entstehen.
Das Risiko von zu wenig Datenkompetenz
Diese Dynamik und Veränderung machen Data Literacy zu einem wichtigen Erfolgsbestandteil in Unternehmen. Heute gibt es meist nur wenige Datenexperten im Unternehmen. Das ist ein hohes Risiko .
Stell dir vor, die datenkompetenteste Person im Unternehmen fällt plötzlich aus. Was würde es für dich, dein Team, deine Führungsetage, das Unternehmen bedeuten? Es droht die Gefahr, dass ganze Datenprozesse zum Stillstand kommen.
Aus diesem Grund ist es wichtig, das Wissen und die Fähigkeiten rundum Daten auf viele Schultern zu verteilen. Datenkompetenz minimiert Geschäftsrisiken.
Datenkompetent im Team
Was nützt es dir, wenn nur du datenkompetent bist? Die Felder der Datenkompetenz können am besten in Teamarbeit abgedeckt werden. Die Arbeit im Team ist durch den proaktiven Austausch von Erfahrungen und Wissen Gold wert. Datenkompetenz ist ansteckend.
Idealerweise bildet sich ein Data-Team, das gute Kenntnisse aus Entwicklung, Datenmanagement, Produkt- und Projektmanagement und vor allem Business-Wissen vereint.
Je mehr du von diesem Wissen und Arbeitsweisen verinnerlichen und anwenden kannst, desto höher wird deine Datenkompetenz sein.
3 erste Schritte zu mehr Datenkompetenz
Nun stellt sich die wichtige Frage: Wie entwickle ich meine Datenkompetenz (weiter)? Wo fange ich an?
Den ersten Schritt hast du bereits gemacht:
- Du weißt, dass Datenkompetenz existiert und dein Interesse ist geweckt.
- Du ergreifst die Initiative und nimmst die Entwicklung deiner Datenkompetenz selbst in die Hand.
- Du nimmst die Zahlen, Reportings und Tabellen, die dir von heute an begegnen, genauer unter die Lupe.
Ich habe meine Datenkompetenz über Jahre unbewusst aufgebaut. Wenn du sehr regelmäßig mit Zahlen arbeitest, bist du sicherlich datenkompetenter als du dir zutraust. Heute hast du vielfältige Möglichkeiten und nicht nur die, teure Kurse zu buchen.
- Ließ Bücher und Blogs zum Thema. Meist sind sie auf Englisch.
- Newsletter vom TDWI
- Podcast wie BI or DIE oder My Data Is Better Than Yours
- Vernetze dich auf LinkedIn. Allein über die vielen Beiträge bekommst du immer wieder neue Informationen und erweiterst deinen Horizont.
Datenkompetent durch Eigeninitiative
Eine Sache möchte ich dir noch an Herz legen:
Warte nicht, bis dir jemand anbietet, datenkompetent(er) zu werden.
Hätte ich gewartet, bis mich meine Chefs zu einem BI-Breakfast, SQL-Kurs oder einer Einführung in Power BI geschickt hätten, dann wäre ich vielleicht eine “normale” Controllerin geblieben.
Datenkompetenz ist individuell und stark praxisbezogen. Datenkompetenz verlangt von dir:
- Transparenz schaffen einfordern
- aktives Interesse & Verstehen
- kontinuierliches Fragen & konstruktives Mitreden
- tatkräftiges Mitmachen
Egal ob Datenprodukt, Datenprojekt oder Datenprozess – mit Datenkompetenz werden deine Ergebnisse, nachvollziehbar, aktuell, richtig, vollständig und aussagekräftig sein.
Los geht's
Stell dir diese Fragen und arbeite bewusst an deiner Datenkompetenz!
- Welche Personen können dir beim Ausbau deiner Datenkompetenz helfen? Wem kannst du über die Schulter schauen und lernen? Mit wem kannst du dich verbünden?
- Welche Datenprozesse gibt es in meinem Umfeld? Wie gut kann ich die Datenprozesse nachvollziehen?
- Woher kann ich mir neue Impulse holen und Wissen aufbauen? (Gespräche, Bücher, Blogartikel, Podcasts,..)
Wie geht's weiter?
Ich freue mich, wenn dieser Beitrag dein Interesse an Datenkompetenz geweckt hat.
Schreib mir eine Mail mit deinen Fragen und Kommentaren und folge mir auf Instagram und LinkedIn.
Schreib mir gern
Ich freue mich auf deine Mail! andrea@newdatawork.de
